Geburtshilfliche Infektionen: Unterschied zwischen den Versionen

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(kein Unterschied)

Version vom 7. Mai 2022, 08:42 Uhr

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512px-Ambox important blue.svg.png Bitte beachten Sie: Diese Informationen richten sich ausschließlich an ärztliches Fachpersonal. Beachten Sie hierzu auch unseren Haftungsausschluß!


Der Einsatz antimikrobieller Substanzen in der Geburtshilfe geschieht nicht nur zur Behandlung einer Infektionen, sondern oft auch als Prophylaxe und zum Schutz des ungeborenen Kindes und der Mutter. Diese Übersicht basiert auf dem Kreißsaal Standard der Frauenklinik.

asymptomatische Bakteriurie

Definition

  • ab einer Keimzahl von 104 ohne klinische Symptomatik, spricht von asymptomatischer Bakteriurie

Therapie

  • keine
  • Ausnahme: anstehende urologische Eingriff

Situation bei schwangeren

  • Zystitis ist ein Risikofaktor für eine Frühgeburt, daher immer Antibiotika Therapie notwendig
  • bei asymptomatischer Bakteriurie kann laut Leitlinie keine Empfehlung ausgesprochen werden, da in Studien kein Beleg für einen Nutzen erbracht werden konnte
  • daher bei Schwangeren mit asymptomatischer Bakteriurie keine Urin-Screening empfohlen


unkomplizierter Harnwegsinfekt bei Frauen und Schwangeren

Pivmecillinam ist in zahlreichen Ländern seit vielen Jahren Mittel der Wahl zur Behandlung der unkomplizierten Zystitis. Es zeichnet sich neben einer guten Wirksamkeit auch durch eine stabile Resistenzlage und guter Verträglichkeit aus.

Unkomplizierter Harnwegsinfekt bei Frauen und bei Schwangeren (entspricht komplizierten HWI)
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Fosfomycin 3g po 1x KI bei GFR < 20
Alternative Pivmecillinam 3x 400mg po 3 d keine Dosisanpassung bei eingeschränkter Niereninsuffizienz
Alternative Nitrofurantoin 4x 50 mg po 7 d siehe Hinweisbox
Ambox important orange.svg.png Zu Nitrofurantonin bestehen einige Anwendungsbeschränkungen. Der Einsatz sollte daher immer kritisch hinterfragt werden.
  • erhöhtes Hämolyserisiko bei Feten - Vorsicht bei Einnahme 30 Tage vor Geburtstermin
  • erhöhtes Risiko für eine toxische Hepatitis sowie eine Pneumonitis
  • kontraindiziert bei Patientinnen mit Glukose-6-Phosphatdehydrogenase Mangel


Gruppe-B-Streptokokken (GBS) Prophylaxe

Streptokokken der Gruppe B nach Lancefield (Streptococcus agalctiae) sind eine der häufigsten Ursache für die Neugeborenen Sepsis.
subpartale Antibiotikaprophylaxe bei:

  • Nachweis von GBS
  • GBS Bakterieurie
  • vorausgehende Geburt eins an GBS erkrankten Kindes
  • Fieber der Mutter > 38 °C
  • drohende Frühgeburt < 37+0 SSW und GBS-Status unbekannt
  • Blasensprung > 18h und SSW > 37+0
GBS-Prophylaxe
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Penicillin G initial 5 Mio IE einmalig Im Anschluss 2,5 Mio. IE alle 4 Stunden bis zur Geburt
Alternative bei anamnestischer Penicillin Allergie Cefuroxim 3x 1,5g iv einmalig (subpartal) alle 8 Stunden bis zur Geburt
bei gesicherter

Penicillin Allergie

Clindamycin 1x 900mg iv alle 8h (subpartal) alle 8 Stunden bis zur Geburt

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

vorzeitiger Blasensprung

Man unterscheidet den vorzeitigen Blasensprung vor Beginn der Eröffnungsperiode (Premature Rupture Of Membranes, PROM) von dem frühen vorzeitigen Blasensprung vor 37+0 SSW (Preterm Prelabor Rupture Of Mebrane, PPROM). Eine antimikrobielle Prophylaxe wird nach einem PROM bei reifem Kind erst nach 12 – 18 Stunden, oder bei erhöhten Infektparametern empfohlen, bei PPROM jedoch, sobald die Diagnose gesichert ist.

Bei einem frühen vorzeitigen Blasensprung (PPROM) entwickeln 15 - 20% im weiteren Verlauf eine Chorioamnionitis und ebenfalls sind 15 - 20% von einer postpartalen Infektion betroffen. Daher sollte im Falle einer Entbindung die bereits begonnene Therapie für 3 Tage postpartum fortgesetzt werden.

Erreger

  • eine Infektion ist durch eine Vielzahl von Erregern möglich
  • im Vordergrund stehen hierbei Darmbakterien
  • weitere mögliche Erreger
    • Mycoplasma hominis
    • Gardnerella vaginalis
    • Ureaplasma urealyticum
  • in sehr seltenen Fällen auch Chlamydia trachomatis

früher vorzeitiger Blasensprung (PPROM)

früher vorzeitiger Blasensprung < 37+0 SSW (PPROM)
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Azithromycin 1x 1g po 1x DANI GFR > 40: 100%
zusätzlich Ampicillin 3x 2g iv 2 Tage DANI GFR 20-30: 66%
ab Tag 3 Amoxicillin 3x 500mg po 5 Tage DANI GFR 20-30: 66%

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

früher vorzeitiger Blasensprung bei Penicillin Allergie

PPROM bei gesicherter Penicillin Allergie
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Azithromycin 1x 1g po 1x DANI GFR > 40: 100%
zusätzlich Clindamycin 3x 900mg iv 2 Tage Tageshöchstdosis 4,8g
ab Tag 3 Clindamycin 2x 600mg po 5 Tage Tageshöchstdosis 1,8g
Ambox important orange.svg.png Zum Teil wird noch die zusätzliche Gabe von Gentamicin empfohlen. Dies ist aber aufgrund möglicher Schädigung des N. vestibulocochlearis als kritisch zu betrachten. Nach individueller Einzelfallentscheidung:
  • Gentamicin 1x täglich 4-6 mg/kg KG über 2 Tage

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

vorzeitiger Blasensprung > 37+0 SSW (PROM)

vorzeitiger Blasensprung > 37+0 SSW (PROM)
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Cefuroxim 1x 1,5g iv alle 8 Stunden bis zur Geburt DANI GFR > 20: 100%

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

vorzeitiger Blasensprung bei gesicherter Penicillin Allergie

PROM bei gesicherter Penicillin Allergie
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Clindamycin 1x 900mg iv alle 8 Stunden bis zur Geburt DANI GFR > 20: 100%

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

Triple I

Das Triple I ist tritt meistens zusammen mit einem vorzeitigen Blasensprung auf.

Häufige Erreger

  • Streptokokken der Gruppe A und B
  • Staphylokokken
  • E. coli
  • Enterokokken
  • Anaerobier
  • Mycoplasma hominis

Therapie

Zum einen ist bei Verdacht oder bestätigtem Triple I ist die eine Entbindung unter subpartaler Antibiotika Therapie indiziert. Die Antibiotika Therapie richtet sich hierbei an der des vorzeitigen Blasensprungs

Mastitis puerperalis

Die Mastitis puerperalis ist eine während der Stillzeit auftretende akute bakterielle Entzündung der weiblichen Brust und eine der häufigsten Erkrankungen im Wochenbett.

Erreger

  • Staphylokokkus aureus
  • Gruppe B Streptokokken
  • koagulasenegative Staphylokokken
  • Streptococcus viridans

Therapie

zunächst konservative Maßnahmen:

  • regelmäßige Entleerung der erkrankten Brust
  • Kind sollte zunächst an die nicht erkrankte Brust angelegt werden um den Milchfluss in Gang zu bringen
  • Optimierung der Stilltechnik durch zu Hilfenahme einer Stillberaterin
  • nach dem Stillen Kühlen der Brust

bei Beschwerdepersistenz über 24 bzw. 48 Stunden oder Auftreten von Fieber, Beginn einer Antibiotika Therapie.

Mastitis puerperalis
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Flucloxacillin 3x 4g po 7-10 Tage DANI bei GFR < 18
bei gesicherter Penicillin Allergie Clindamycin 2x 600mg po 7-10 Tage DANI bei schwerer NI Plasmaspiegelkontrolle

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

Dammriss Grad III° und IV°

Ein Dammriss III. und IV. Grades erfordert eine chirurgische Wundversorgung unter perioperativer Antibiotikaprophylaxe (PAP). Für eine Fortsetzung der perioperativen Prophylaxe gibt es keine Evidenz. Eine Fortsetzung sollte nur unter kritischer Risikobewertung stattfinden. Gemäß der aktuellen Leitlinie kann aber eine Gabe von Cefuroxim über die Operation in Erwägung gezogen werden. Dies sollte aber unter Antibiotic Stewardship Gesichtspunkten kritisch betrachtet werden.

PAP bei Dammriss Grad III° und IV°
Präferenz Substanz Dosierung Dauer Anpassungen
1. Wahl Cefuroxim 1x 1,5g iv PAP DANI GFR > 20: 100%
zusätzlich Metronidazol 1x 500mg iv PAP
bei gesicherter Penicillin Allergie Clindamycin 1x 900mg iv PAP DANI bei schwerer NI Plasmaspiegelkontrolle

DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz

PAP = perioperative Antibiotikaprophylaxe