Geburtshilfliche Infektionen: Unterschied zwischen den Versionen
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==== Definition==== | ==== Definition==== | ||
*ab einer Keimzahl von 10<sup>4</sup> ohne klinische Symptomatik, spricht von asymptomatischer Bakteriurie | *ab einer Keimzahl von 10<sup>4</sup> ohne klinische Symptomatik, spricht man von einer asymptomatischer Bakteriurie | ||
====Therapie==== | ====Therapie==== | ||
*<u>keine</u> | *<u>keine</u> | ||
*Ausnahme: | *Ausnahme: anstehender urologischer Eingriff | ||
==== Situation bei | ==== Situation bei Schwangeren ==== | ||
* Zystitis ist ein Risikofaktor für eine Frühgeburt, daher immer Antibiotika Therapie notwendig | * Zystitis ist ein Risikofaktor für eine Frühgeburt, daher immer Antibiotika Therapie notwendig | ||
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*Staphylokokkus aureus | *Staphylokokkus aureus | ||
*Gruppe B Streptokokken | *Gruppe B Streptokokken (selten) | ||
*koagulasenegative Staphylokokken | *koagulasenegative Staphylokokken | ||
*Streptococcus viridans | *Streptococcus viridans | ||
===Diagnostik=== | |||
vor Beginn einer antibiotischen Therapie Gewinnung von Muttermilch zur mikrobiologischen Diagnostik (Hautabstriche sind nicht zielführend) | |||
===Therapie=== | ===Therapie=== | ||
zunächst konservative Maßnahmen: | zunächst konservative Maßnahmen: | ||
*eine infektionsbedingte Mastitis stellt kein Grund zum Abstillen dar!<ref>S3-Leitlinie: Brustentzündungen in der Stillzeit;https://register.awmf.org/assets/guidelines/015071l_S3_Therapie_entzündlicher_Brustentzündungen_Stillzeit_2__2013-02-abgelaufen.pdf</ref> | |||
*regelmäßige Entleerung der erkrankten Brust | *regelmäßige Entleerung der erkrankten Brust | ||
*Kind sollte zunächst an die nicht erkrankte Brust angelegt werden um den Milchfluss in Gang zu bringen | *Kind sollte zunächst an die nicht erkrankte Brust angelegt werden um den Milchfluss in Gang zu bringen | ||
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|1. Wahl | |1. Wahl | ||
| | |Cefuroxim | ||
|3x | |3x 1,5g iv | ||
|7-10 Tage | |7-10 Tage | ||
| | |Cefuroxim bei stillenden Müttern Mittel der Wahl | ||
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|bei gesicherter Penicillin Allergie | |bei gesicherter Penicillin Allergie | ||
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''DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz'' | ''DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz'' | ||
==Quellen== | |||
<references /> | |||
== Dammriss Grad III° und IV° == | == Dammriss Grad III° und IV° == |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2023, 13:43 Uhr
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Der Einsatz antimikrobieller Substanzen in der Geburtshilfe geschieht nicht nur zur Behandlung einer Infektionen, sondern oft auch als Prophylaxe und zum Schutz des ungeborenen Kindes und der Mutter. Diese Übersicht basiert auf dem Kreißsaal Standard der Frauenklinik.
asymptomatische Bakteriurie
Definition
- ab einer Keimzahl von 104 ohne klinische Symptomatik, spricht man von einer asymptomatischer Bakteriurie
Therapie
- keine
- Ausnahme: anstehender urologischer Eingriff
Situation bei Schwangeren
- Zystitis ist ein Risikofaktor für eine Frühgeburt, daher immer Antibiotika Therapie notwendig
- bei asymptomatischer Bakteriurie kann laut Leitlinie keine Empfehlung ausgesprochen werden, da in Studien kein Beleg für einen Nutzen erbracht werden konnte
- daher bei Schwangeren mit asymptomatischer Bakteriurie keine Urin-Screening empfohlen
unkomplizierter Harnwegsinfekt bei Frauen und Schwangeren
Pivmecillinam ist in zahlreichen Ländern seit vielen Jahren Mittel der Wahl zur Behandlung der unkomplizierten Zystitis. Es zeichnet sich neben einer guten Wirksamkeit auch durch eine stabile Resistenzlage und guter Verträglichkeit aus.
Unkomplizierter Harnwegsinfekt bei Frauen und bei Schwangeren (entspricht komplizierten HWI) | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Fosfomycin | 3g po | 1x | KI bei GFR < 20 |
Alternative | Pivmecillinam | 3x 400mg po | 3 d | keine Dosisanpassung bei eingeschränkter Niereninsuffizienz |
Alternative | Nitrofurantoin | 4x 50 mg po | 7 d | siehe Hinweisbox |
Gruppe-B-Streptokokken (GBS) Prophylaxe
Streptokokken der Gruppe B nach Lancefield (Streptococcus agalctiae) sind eine der häufigsten Ursache für die Neugeborenen Sepsis.
subpartale Antibiotikaprophylaxe bei:
- Nachweis von GBS
- GBS Bakterieurie
- vorausgehende Geburt eins an GBS erkrankten Kindes
- Fieber der Mutter > 38 °C
- drohende Frühgeburt < 37+0 SSW und GBS-Status unbekannt
- Blasensprung > 18h und SSW > 37+0
GBS-Prophylaxe | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Penicillin G | initial 5 Mio IE | einmalig | Im Anschluss 2,5 Mio. IE alle 4 Stunden bis zur Geburt |
Alternative bei anamnestischer Penicillin Allergie | Cefuroxim | 3x 1,5g iv | einmalig | (subpartal) alle 8 Stunden bis zur Geburt |
bei gesicherter
Penicillin Allergie |
Clindamycin | 1x 900mg iv | alle 8h | (subpartal) alle 8 Stunden bis zur Geburt |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
vorzeitiger Blasensprung
Man unterscheidet den vorzeitigen Blasensprung vor Beginn der Eröffnungsperiode (Premature Rupture Of Membranes, PROM) von dem frühen vorzeitigen Blasensprung vor 37+0 SSW (Preterm Prelabor Rupture Of Mebrane, PPROM). Eine antimikrobielle Prophylaxe wird nach einem PROM bei reifem Kind erst nach 12 – 18 Stunden, oder bei erhöhten Infektparametern empfohlen, bei PPROM jedoch, sobald die Diagnose gesichert ist.
Bei einem frühen vorzeitigen Blasensprung (PPROM) entwickeln 15 - 20% im weiteren Verlauf eine Chorioamnionitis und ebenfalls sind 15 - 20% von einer postpartalen Infektion betroffen. Daher sollte im Falle einer Entbindung die bereits begonnene Therapie für 3 Tage postpartum fortgesetzt werden.
Erreger
- eine Infektion ist durch eine Vielzahl von Erregern möglich
- im Vordergrund stehen hierbei Darmbakterien
- weitere mögliche Erreger
- Mycoplasma hominis
- Gardnerella vaginalis
- Ureaplasma urealyticum
- in sehr seltenen Fällen auch Chlamydia trachomatis
früher vorzeitiger Blasensprung (PPROM)
früher vorzeitiger Blasensprung < 37+0 SSW (PPROM) | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Azithromycin | 1x 1g po | 1x | DANI GFR > 40: 100% |
zusätzlich | Ampicillin | 3x 2g iv | 2 Tage | DANI GFR 20-30: 66% |
ab Tag 3 | Amoxicillin | 3x 500mg po | 5 Tage | DANI GFR 20-30: 66% |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
früher vorzeitiger Blasensprung bei Penicillin Allergie
PPROM bei gesicherter Penicillin Allergie | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Azithromycin | 1x 1g po | 1x | DANI GFR > 40: 100% |
zusätzlich | Clindamycin | 3x 900mg iv | 2 Tage | Tageshöchstdosis 4,8g |
ab Tag 3 | Clindamycin | 2x 600mg po | 5 Tage | Tageshöchstdosis 1,8g |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
vorzeitiger Blasensprung > 37+0 SSW (PROM)
vorzeitiger Blasensprung > 37+0 SSW (PROM) | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Cefuroxim | 1x 1,5g iv | alle 8 Stunden bis zur Geburt | DANI GFR > 20: 100% |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
vorzeitiger Blasensprung bei gesicherter Penicillin Allergie
PROM bei gesicherter Penicillin Allergie | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Clindamycin | 1x 900mg iv | alle 8 Stunden bis zur Geburt | DANI GFR > 20: 100% |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
Triple I
Das Triple I ist tritt meistens zusammen mit einem vorzeitigen Blasensprung auf.
Häufige Erreger
- Streptokokken der Gruppe A und B
- Staphylokokken
- E. coli
- Enterokokken
- Anaerobier
- Mycoplasma hominis
Therapie
Zum einen ist bei Verdacht oder bestätigtem Triple I ist die eine Entbindung unter subpartaler Antibiotika Therapie indiziert. Die Antibiotika Therapie richtet sich hierbei an der des vorzeitigen Blasensprungs
Mastitis puerperalis
Die Mastitis puerperalis ist eine während der Stillzeit auftretende akute bakterielle Entzündung der weiblichen Brust und eine der häufigsten Erkrankungen im Wochenbett.
Erreger
- Staphylokokkus aureus
- Gruppe B Streptokokken (selten)
- koagulasenegative Staphylokokken
- Streptococcus viridans
Diagnostik
vor Beginn einer antibiotischen Therapie Gewinnung von Muttermilch zur mikrobiologischen Diagnostik (Hautabstriche sind nicht zielführend)
Therapie
zunächst konservative Maßnahmen:
- eine infektionsbedingte Mastitis stellt kein Grund zum Abstillen dar![1]
- regelmäßige Entleerung der erkrankten Brust
- Kind sollte zunächst an die nicht erkrankte Brust angelegt werden um den Milchfluss in Gang zu bringen
- Optimierung der Stilltechnik durch zu Hilfenahme einer Stillberaterin
- nach dem Stillen Kühlen der Brust
bei Beschwerdepersistenz über 24 bzw. 48 Stunden oder Auftreten von Fieber, Beginn einer Antibiotika Therapie.
Mastitis puerperalis | ||||
---|---|---|---|---|
Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Cefuroxim | 3x 1,5g iv | 7-10 Tage | Cefuroxim bei stillenden Müttern Mittel der Wahl |
bei gesicherter Penicillin Allergie | Clindamycin | 2x 600mg po | 7-10 Tage | DANI bei schwerer NI Plasmaspiegelkontrolle |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
Quellen
- ↑ S3-Leitlinie: Brustentzündungen in der Stillzeit;https://register.awmf.org/assets/guidelines/015071l_S3_Therapie_entzündlicher_Brustentzündungen_Stillzeit_2__2013-02-abgelaufen.pdf
Dammriss Grad III° und IV°
Ein Dammriss III. und IV. Grades erfordert eine chirurgische Wundversorgung unter perioperativer Antibiotikaprophylaxe (PAP). Für eine Fortsetzung der perioperativen Prophylaxe gibt es keine Evidenz. Eine Fortsetzung sollte nur unter kritischer Risikobewertung stattfinden. Gemäß der aktuellen Leitlinie kann aber eine Gabe von Cefuroxim über die Operation in Erwägung gezogen werden. Dies sollte aber unter Antibiotic Stewardship Gesichtspunkten kritisch betrachtet werden.
PAP bei Dammriss Grad III° und IV° | ||||
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Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
1. Wahl | Cefuroxim | 1x 1,5g iv | PAP | DANI GFR > 20: 100% |
zusätzlich | Metronidazol | 1x 500mg iv | PAP | |
bei gesicherter Penicillin Allergie | Clindamycin | 1x 900mg iv | PAP | DANI bei schwerer NI Plasmaspiegelkontrolle |
DANI = Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
PAP = perioperative Antibiotikaprophylaxe