Katzenkratzkrankheit (CSD): Unterschied zwischen den Versionen
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* häufig erschwerte Anzucht aus Blutkulturen (theoretisch aus Isolator und anaeroben Blutkulturen möglich) | * häufig erschwerte Anzucht aus Blutkulturen (theoretisch aus Isolator und anaeroben Blutkulturen möglich, Bebrütung mind. 27 Tage) | ||
* keine Anzucht aus Biopsaten (Sensitivität 20%) | * keine Anzucht aus Biopsaten (Sensitivität 20%) | ||
Version vom 14. Oktober 2022, 12:45 Uhr
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Die Katzenkratzkrankheit (engl.: cat scratch disease, CSD) ist eine weltweit vorkommende Erkrankung, die durch Katzenkratz- oder biss Verletzungen auf den Menschen übertragen wird. Meist sind junge und semidomestizierte Katzen (Bsp. unkastrierte Kater mit Freigang) als Reservoir für den Erreger verantwortlich. Ausschlaggebend ist dabei die Bakteriämie der betroffenen meist asymptomatischen Katzen. Die Übertragung findet dann meinst durch Inokulation von Floh-Kot verunreinigten Krallen statt.
Vektor
- Ctenocepahlides felis (Katzenfloh)
- Übertragung aber auch prinzipiell durch Zecken möglich
Erreger
Bartonella henselae
- gram-negatives, aerobes, stäbchenförmiges intrazelluläres Bakterium
- verwandt mit Brucella spp. und Agrobacterium spp.
Symptome und Manifestationen
a) immunkompetente Patienten
typische Katzenkratzkrankheit
- meist selbstlimitierende primäre Kratzläsionen mit regionaler Lymphadenopathie
atypische Katzenkratzkrankheit
- okuloglanduläres Syndrom Parinaud (granulomatöse Konjunktivitis mit ipsilateraler Lymphadenopathie und Blicklähmung, nicht zu verwechseln mit dem Parinaud-Syndrom)
- Neuroretinitis
- Fever of unknown origin (FUO)
- kulturnegative Endokarditis (insbesondere bei Klappenvorerkrankungen/Valvulopathie)
b) immunkompromittierte Patienten
- Bakteriämie
- bazilläre Angiomatose
- rötlich-braune oder violette Papeln oder Knötchen
- können ulzerieren oder flächige Bereiche über Knochenläsionen verursachen
- Hautläsionen können von Fieber, Schüttelfrost und sonstigen Allgemeinsymptomen begleitet werden
- seltene Erkrankung, aber häufiger bei HIV Patienten
- bazilläre Peliose (Leber-Milz-Läsionen)
- angioprolifartive Erkrankung
- insbesondere bei HIV Patienten
- Erscheinung als blutgefüllte zystische Strukturen (mikroskopisch klein bis mehrere Millimeter groß)
- am häufigsten ist Leber betroffen (Peliosis hepatis)
- aber auch Milz und Lymphknoten
Diagnostik
PCR-Verfahren
- Rt-PCR aus Lymphknoten Biopsien, Gewebe, Hautbiopsien, Eiter
- PCR aus Herzklappenmaterial
Serologie
- Sensitivität 84-95% (bei AIDS Patienten ca. 75%)
- meist genutzt Methode
- Unterscheidung zwischen Durseuchungstiter und akuter Infektion problematisch
- IgG-Titer > 1:64 mögliche Infektion
- IgG-Titer > 1:254 starker Verdacht auf eine Infektion
- 4-fach erhöhter Titer: bewiesene Infektion
Histologie
- gram-negative, nicht-säure-feste Stäbchen, generell schlecht anfärbbar (Ausnahme Silberfärbung)
- in frühen Stadien: Nachweis von Bartonellen in Lymphknoten Biopsaten
- in späten Stadien: granulomatöse Inflammation ohne Nachweis von Bakterien
Blutausstrich, Blut-/Gewebekultur
- meist keine Nachweis
- häufig erschwerte Anzucht aus Blutkulturen (theoretisch aus Isolator und anaeroben Blutkulturen möglich, Bebrütung mind. 27 Tage)
- keine Anzucht aus Biopsaten (Sensitivität 20%)
Therapie
Die Therapie der typischen/klassischen Katzenkrankheit bedarf grundsätzlich keiner Antibiotika Therapie, da sie bei immunkompetenten Patienten von selbst ausheilt. Allerdings bessert sich das subjektive Krankheitsgefühl durch die Gabe eines Antibiotikums und es kann zu einer schnelleren Rekonvaleszenz führen. Hilfreich kann eine Punktion eines geschwollenen Lymphknotens sein.
Therapie der CSD bei Erwachsenen | ||||
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Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
typische CSD | Azithromycin | 1x 500mg po an Tag 1
1x 250mg po |
5 Tage | DANI GFR > 40: 100% |
atypische CSD | Doxycyclin
oder Azithromycin |
1x 200mg po
oder 1x 500mg po |
6 Wochen | DANI nicht erforderlich
|
immunsupp. Patient | Doxycyclin
oder Azithromycin bei schweren Verlauf + Rifampicin |
1x 200 mg iv/po
oder 1x 500mg iv/po
|
3 Monate | DANI nicht erforderlich
|
Bartonella Endokarditis | Doxycyclin
plus Gentamicin für 2 Wochen |
1x 200mg iv)po
plus 1x 2mg/kg iv - initial 1x 3-6mg/kg iv |
6 Wochen
|
Therapie der CSD bei Kindern | ||||
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Präferenz | Substanz | Dosierung | Dauer | Anpassungen |
typische CSD | Azithromycin | 1x 10mg/kg po an Tag 1
1x 5mg/kg po |
5 Tage | DANI GFR > 40: 100% |
atypische CSD | Azithromycin | 1x 500mg po | 4-6 Wochen | DANI GFR > 40: 100% |
immunsupp. Patient | Erythromycin | 4x 10mg/kg (max 2g/d) | 3 Monate | DANI Krea bis 2 mg/dl 100% |
Bartonella Endokarditis | Azithromycin
plus Rifampicin |
1x 10mg/kg iv an Tag 1
1x 5mg/kg iv/po plus siehe Info |
6 Wochen | DANI GFR > 40: 100%
plus DANI nicht erforderlich |
Dosierung Rifampicin bei Kindern:
- < 2 Monate: 10 mg/kg KG
- 2 Monate bis 6 Jahre: 15 mg/kg KG
- > 6 Jahre: 10-20 mg/kg KG, max. 450 mg/Tag