Staphylococcus aureus Bakteriämie: Unterschied zwischen den Versionen

 
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==Erreger==
==Erreger==
<ol><li>grampositives kugelförmiges Bakterium</li><li>fakultativ pathogen</li><li>mikroskopische Darstellung als Haufenkokken</li><li>bei ca. 20% der Bevölkerung auf Haut und im Rachen nachweisbar</li><li>bildet verschiedene Enzyme</li><ul><li>Koagulase-positiv</li><li>Hämolysine</li><li>Kollagenase</li><li>Leukozidine</li></ul><li>Staph. aureus kann Biofilm bilden</li><li>Bakterium kann als "schlafender Phänotyp" im Gewebe persistieren = small colony variants</li><li>Möglichkeit der Ausbildung verschiedenster Resistenzmechanismen (MRSA)</li></ol>
<ol><li>grampositives kugelförmiges Bakterium</li><li>fakultativ pathogen</li><li>mikroskopische Darstellung als Haufenkokken</li><li>bei ca. 20% der Bevölkerung auf Haut und im Rachen nachweisbar</li><li>bildet verschiedene Enzyme</li><ul><li>Koagulase-positiv</li><li>Hämolysine</li><li>Kollagenase</li><li>Leukozidine</li></ul><li>Staph. aureus kann Biofilm bilden</li><li>Bakterium kann als "schlafender Phänotyp" im Gewebe persistieren = small colony variants</li><li>Möglichkeit der Ausbildung verschiedenster Resistenzmechanismen (MRSA)</li></ol>
==Epidemiologie==
Verschiedene Surveillance-Systeme in Deutschland und Europa erfassen regelmäßig Daten zur Resistenzsituation. Hier lässt sich seit einigen Jahren ein Rückgang Methicillin-resistenter Staphylocoocus aureus (MRSA) Stämme verzeichnen. Für Deutschland erfasst das Robert-Koch-Institut (RKI)<ref>Layer F, Strommenger B, Cuny C, Werner G: Eigenschaften, Häufigkeit und Verbreitung von MRSA in Deutschland – Zur Situation 2019/2020
Epid Bull 2021;40:3 -12 | DOI 10.25646/9007</ref> die Daten über das Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) Netzwerk aus der Routinediagnostik der stationären und ambulanten Versorgung. Die Ergebnisse des ARS für invasive Staph. aureus Isolate (Blutkulturen und Liquor) werden an das European Antimicrobial Resistance Surveillance Network (EARS-Net) weitergeleitet.
Für Deutschland ergeben sich aus dem EARS-Net folgende Daten:
<ul><li>signifikanter Rückgang des MRSA Anteils an allen Staph. aureus Isolden</li><li>12,8% in 2013</li><li>6,7% in 2019</li></ul>
Zusätzlich ist in Deutschland der Nachweis von MRSA in Blutkulutren und Liquor seit 2009 laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Auch aus diesen Daten lässt sich ein signifikanter Rückgang der Fallzahlen beobachten:
<ul><li>Inzidenz 2012 von 5,6 je 100.000 Einwohner</li><li>Inzidenz 2019 von 2,2 je 100.000 Einwohner</li></ul>
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{| style="border: 1px solid #aaa; border-left: 10px solid #F28500; background: #fbfbfb;"
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| class="mbox-image"| [[Image:Ambox_important_orange.svg.png|42px]]
| style="padding: 0.25em 0.5em; width: 100%;" | Die Daten des EARS-Net zeigen unterschiedliche Verteilung in Europa auf<ul><li>Nordeuropa (Norwegen, Schweden) geringe MRSA-Raten</li><li>Süd- und Osteuropa (z.B. Italien, Griechenland, Rumänien, u.a.) hohe MRSA-Raten</li></ul>
|}


==Therapie Management==
==Therapie Management==
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===Echokardiographie===
===Echokardiographie===
Jeder Patient mit Staph. aureus Nachweis in einer Blutkultur muss einer Echokardiographie erhalten. Dabei muss es nach der Arbeit von Thomas L Holland et al.<ref>Holland TL, Arnold C, Fowler VG Jr. Clinical management of Staphylococcus aureus bacteremia: a review. JAMA. 2014 Oct 1;312(13):1330-41. doi: 10.1001/jama.2014.9743. PMID: 25268440; PMCID: PMC4263314.</ref> nicht immer eine transösophagale (TEE) sein. Bei Patienten die folgende Kriterien erfüllen reicht eine transthorakale Echokardiographie (TTE). Allerdings sollte wie bei jeder anderen Erkrankung im stationären Verlauf die Entscheidung reevaluiert werden.<ul><li>sterile Blutkultur in der ersten Kontrolle nach 4  Tagen</li><li>keine vorhandenen (permanenten) intrakardialen Devices (Schrittmacherkabel, Herzklappenersatz, etc.)</li><li>keine dauerhafte Hämodialyse</li><li>keine klinischen Zeichen Zeichen/Hinweise auf eine Endokarditis oder Vorhandensein anderer sekundärer Foci</li></ul>
Jeder Patient mit Staph. aureus Nachweis in einer Blutkultur muss einer Echokardiographie erhalten. Dabei muss es nach der Arbeit von Thomas L Holland et al.<ref>Holland TL, Arnold C, Fowler VG Jr. Clinical management of Staphylococcus aureus bacteremia: a review. JAMA. 2014 Oct 1;312(13):1330-41. doi: 10.1001/jama.2014.9743. PMID: 25268440; PMCID: PMC4263314.</ref> nicht immer eine transösophagale (TEE) sein. Bei Patienten die folgende Kriterien erfüllen reicht eine transthorakale Echokardiographie (TTE). Allerdings sollte wie bei jeder anderen Erkrankung im stationären Verlauf die Entscheidung reevaluiert werden.<ul><li>sterile Blutkultur in der ersten Kontrolle nach 4  Tagen</li><li>keine vorhandenen (permanenten) intrakardialen Devices (Schrittmacherkabel, Herzklappenersatz, etc.)</li><li>keine dauerhafte Hämodialyse</li><li>keine klinischen Zeichen/Hinweise auf eine Endokarditis oder Vorhandensein anderer sekundärer Foci</li></ul>


===Bildgebung===
===Bildgebung===
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Definition: Anstieg der Minimalen Hemmkonzentration (MHK), wenn die Anzahl der in die Blutbahn inokulierten Erreger erhöht wird (Beispiel: 100Tsd auf 10 Millionen, Anstieg der MHK um das 4-fache (4 -> 16mg/L)). Durch den MHK Anstieg können einige als Staph. aureus sensibel getestete Antibiotika die nötige Konzentration nicht mehr erreichen und so "unwirksam" werden. Es besteht dabei kein Zusammenhang mit dem Infektfokus.  
Definition: Anstieg der Minimalen Hemmkonzentration (MHK), wenn die Anzahl der in die Blutbahn inokulierten Erreger erhöht wird (Beispiel: 100Tsd auf 10 Millionen, Anstieg der MHK um das 4-fache (4 -> 16mg/L)). Durch den MHK Anstieg können einige als Staph. aureus sensibel getestete Antibiotika die nötige Konzentration nicht mehr erreichen und so "unwirksam" werden. Es besteht dabei kein Zusammenhang mit dem Infektfokus.  


Vor diesem Hintergrund wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien durchgeführt. Herauszuheben sind dabei die, welche Oxacillin mit Cafazollin verglichen. So konnte Jennifer S. McDane 2017 in einer retrospektiven Studie zeigen, dass die <ul><li>90 Tage Sterblichkeit von Cefazolin mit 20% vs. Oxacillin mit 25%</li><li>und die 30 Tage Sterblichkeit mit 10% Cefazolin vs. 15% Oxacollin</li></ul>lag.<ref>McDanel JS, Roghmann MC, Perencevich EN, Ohl ME, Goto M, Livorsi DJ, Jones M, Albertson JP, Nair R, O'Shea AMJ, Schweizer ML. Comparative Effectiveness of Cefazolin Versus Nafcillin or Oxacillin for Treatment of Methicillin-Susceptible Staphylococcus aureus Infections Complicated by Bacteremia: A Nationwide Cohort Study. Clin Infect Dis. 2017 Jul 1;65(1):100-106. doi: 10.1093/cid/cix287. PMID: 28379314.</ref>
Vor diesem Hintergrund wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien durchgeführt. Herauszuheben sind dabei die, welche Oxacillin mit Cafazollin verglichen. So konnte Jennifer S. McDane 2017 in einer retrospektiven Studie zeigen, dass die <ul><li>90 Tage Sterblichkeit bei Therapie mit Cefazolin bei 20% und bei Oxacillin bei 25%</li><li>und die 30 Tage Sterblichkeit bei Therapie mit Cefazolin bei 10% und bei Oxacollin bei 15% </li></ul>lag.<ref>McDanel JS, Roghmann MC, Perencevich EN, Ohl ME, Goto M, Livorsi DJ, Jones M, Albertson JP, Nair R, O'Shea AMJ, Schweizer ML. Comparative Effectiveness of Cefazolin Versus Nafcillin or Oxacillin for Treatment of Methicillin-Susceptible Staphylococcus aureus Infections Complicated by Bacteremia: A Nationwide Cohort Study. Clin Infect Dis. 2017 Jul 1;65(1):100-106. doi: 10.1093/cid/cix287. PMID: 28379314.</ref>


===Unterschied Nebenwirkungen===
===Unterschied Nebenwirkungen===
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|1. Wahl
|1. Wahl
|Flucloxacillin
|Flucloxacillin
|4x 2g iv<br /> bis<br />
|6 x 2g iv<br /> oder<br />
6x 2g iv
4 x 3g iv
|14 Tage
|14 Tage
|-
|-
|Alternative
|Alternative
|Cefazolin
|Cefazolin
|3x 2g iv
|3 x 2g iv
|14 Tage
|14 Tage
|-
|-
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|1. Wahl
|1. Wahl
|Flucloxacillin
|Flucloxacillin
|4x 2g iv<br /> bis<br />
|6 x 2g iv<br /> oder<br />
6x 2g iv
4 x 3g iv
|14 Tage
|14 Tage
|}
|}
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| '''Substanz'''
| '''Substanz'''
|'''Dosierung'''  
|'''Dosierung'''  
| style="width:5em;" |'''Dauer'''  
| style="width:5em;" |'''Dauer'''
|-
|-
|1. Wahl
|1. Wahl
|Vancomycin
|Initialdosis: 1000 mg
Talspiegel: 15-20 mg/l<br />
[[Medium:Dosierschema Vancomycin UEK.pdf|Dosierschema Vancomycin]]
|mind. 14 Tage
|-
|Alterantiv
|Daptomycin
|Daptomycin
|8 mg/kg/24 h iv
|8 mg/kg/24 h iv
|mind. 14 Tage
|-
|Alternative
|Vancomycin
|Startdosis: 2x1 g/Tag
Spiegelkontrolle
erforderlich
Talspiegel: 15-20 mg/l
|mind. 14 Tage
|mind. 14 Tage
|}
|}