Ukraine

Version vom 7. Mai 2022, 08:35 Uhr von Docmasen (Diskussion | Beiträge) (Schützte „Ukraine“ ([Bearbeiten=Nur Administratoren erlauben] (unbeschränkt) [Verschieben=Nur Administratoren erlauben] (unbeschränkt)))

zurück zur Übersichtsseite

Wir möchten mit dieser Übersicht unseren Beitrag zur Versorgung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine leisten. Im Vergleich zu Deutschland zeichnet sich in der Ukraine eine deutlich schlechtere Resistenzsituation ab. Deutlich wird dies, wenn man die Tuberkulose betrachtet.

Während die Inzidenz der Tuberkulose in Deutschland im Jahr 2020 bei 5,5/100.000 Einwohner lag, betrug diese in der Ukraine 73 je 100.000 Einwohner[1][2]. Jedoch ist nicht nur die Anzahl der Neuerkrankten hoch, sondern auch der Anteil derer mit einer drug-resistant Tuberkulose. So weißen in etwa ein Drittel der jährlichen 32.000 Fälle eine Resistenz gegen mehrere Therapie Antibiotika. Daher zählt die Ukraine laut WHO auch zu den 30 Ländern mit der höchsten Rate an multi-drug resistant (MDR) Tuberkulose weltweit. Wir empfehlen daher dringend ukrainische Patienten mit einer Tuberkulose in einem Zentrum vorzustellen.

Diese Resistenzlage und die der übrigen Erreger verdeutlich einmal mehr, wie wichtig ein Antibiotic Stewardship Programm ist. Hierzu hat das ukrainische Gesundheitsministerium bereits 2017 nationale Programme ins Leben gerufen und darüber hinaus die internationale Zusammenarbeit verstärkt. Die unten aufgeführten Daten stammen aus dem "Central Asian and European Surveillance of Antimicrobial Resistance (CAESAR)" Report[3]

Diese Übersicht soll Ihnen helfen einen kleinen Überlick zu bekommen. Ganz wichtig ist bei der Wahl des Antibiotikums aber der Zeitpunkt und der Ort der Entstehung einer Infektion. Also wurde die Infektion in der Ukraine erworben, handelt es sich beispielsweise um eine Haut-/Weichteilverletzung welche im Kriegsgebiet erworben wurde, oder um beispielsweise einen Pneumonie, die in Deutschland erworben wurde. Bei Fragen steht auch hier das ABS Team jederzeit zur Verfügung.

Daten

Bei den Daten ist zu beachten, dass sich das Surveillance System in der Ukraine noch im Aufbau befand und teils nur auf niedrigen Fallzahlen basiert.

E. coli

Insgesamt lässt sich die Resistenzsituation von E. coli gegenüber Aminopenicillinen, 3. Generations Cephalosporinen, Aminoglykosiden und Fluorchinolone als moderat hoch bezeichnen.

Resistenzsituation E. coli
Präparat Ukraine Deutschland
Aminopenicilline 71,4 % 47,5 %
3. Generations Cephalosporine 53,3 % 10,3 %
Fluorchinolone 41,9 % 16,5 %
Carbapeneme 4 % 0 %
Aminoglykoside 35,7 % 7,5 %

Klebsiella pneumoniae

Bei Klebsiella pneumoniae ist die Lage im Vergleich zu E. coli etwas schlechter. Hier zeigen sich hohe Resistenzzahlen.
Insgesamt lässt sich die Resistenzsituation von E. coli gegenüber Aminopenicillinen, 3. Generations Cephalosporinen, Aminoglykosiden und Fluorchinolone als moderat hoch bezeichnen.

Resistenzsituation Klebsiella pneumoniae
Präparat Ukraine Deutschland
3. Generations Cephalosporine 84,2 % 11,0 %
Fluorchinolone 78,9 % 11,6 %
Carbapeneme 53,5 % 0,5 %
Aminoglykoside 61,0 % 5,6 %

Pseudomonas aeruginosa

Ähnlich sieht es bei den Pseudomonaden aus. Auch hier hohe Resistenzlage in der Ukraine.
Insgesamt lässt sich die Resistenzsituation von E. coli gegenüber Aminopenicillinen, 3. Generations Cephalosporinen, Aminoglykosiden und Fluorchinolone als moderat hoch bezeichnen.

Resistenzsituation Pseudomonas aueruginosa
Präparat Ukraine Deutschland
Piperacillin/Tazobactam 54,2 % 11,7 %
3. Generations Cephalosporine 59,3 % 10,0 %
Fluorchinolone 57,7 % 10,6 %
Carbapeneme 70,4 % 13,8 %
Aminoglykoside 56,0 % 2,0 %

Enterokokken

E. faecalis: Hier sind die Daten aufgrund der geringen Anzahl von Isolaten etwas mit Vorsicht zu genießen.

E. faecium: Auch hier nur geringe Anzahl an Isolaten. Darunter wurden aber keine Vancomycin resistenten Stämme isoliert.

Streptococcus pneumoniae

Über Streptococcus pneumoniae kann zur Resistenzlage in der Ukraine aufgrund zu geringer Anzahl von Isolaten keine Aussage gemacht werden.

MRSA

Die Rate Methicillin resistenter Staph. aureus wird mit 18,1% angegeben. In Deutschland liegt diese aktuell bei 6,7% in 2019 (EARS-NET) und im Jahr 2020 bei 5,5% (WHO).

Quellen